Ich bin 37 und habe eine Gyn, die davon absolut überzeugt ist, dass es keine Belege für eine positive Wirkung von Progesteron gibt. Sie hat sich auch geweigert, Blutwerte zu bestimmen und gesagt, dass sie das auf keinen Fall machen wird.
Was meine Begründung war:
Ich hatte zu dem Zeitpunkt sehr kurze Zyklen gehabt 22 Tage - das fand sie noch in der Norm, aber durch meine Zyklusaufzeichnungen konnte ich ihr ja zeigen, dass die Hochlage so kurz geworden war. Ich habe ihr gesagt, dass ich mein Ferritin nicht hochbekomme und Mühe habe, das Eisen überhaupt zu nehmen und es halt nicht hilft, alle 22 Tage zu bluten. Und ich habe gesagt, dass ich gehört habe, dass man mit dem Progesteron speziell die Hochlage etwas verlängern könnte und hier ja auch schon ein paar Tage einen Unterschied in der Lebensqualität machen würden. Ich habe gesagt, dass ich es einfach gerne probieren möchte und dass ich es ja dann auch selbst zahlen würde. Sie hat es mir dann verschrieben und mir einen vollkommenen Blödsinn zur Einnahme gesagt, den ich natürlich nicht durchgeführt habe, weil mir das vermutlich meinen Zyklus komplett zerhauhen hätte.
Und so nehme ich seitdem also nach dem ausgewerteten Eisprung bis zum Start der Blutung das Progesteron und meine Zyklen sind nun bei wunderbaren 27 bis 29 Tagen. (Himmlisch! Und die ganzen anderen positiven Effekte hätte ich gar nicht erwartet und bin einfach froh, dass ich sie nun entdecken konnte.)
Zu dem Zeitpunkt, als die Gyn gesagt hat, dass ich auf gar keinen Fall von ihr Hormone getestet bekomme, habe ich einen Endo Termin ausgemacht, der 9 Monate in der Zukunft lag.
Der hat nun alle Werte bestimmt und ich warte noch auf Ergebnisse, ABER: Der sagte mir: Progesteron wird prinzipiell nicht von der Kasse bezahlt, man muss es sowieso selbst zahlen. Man braucht halt das Rezept. Ich hatte die Hoffnung: Wenn der Progesteronmangel auf dem Papier dasteht, dann bekomme ich es bezahlt. Nun, so ist das nicht, ich werde die 60 Euro pro Packung also selbst zahlen und das auf ziemlich lange Zeit. Ich lebe von sehr wenig Geld, aber für meine Gesundheit bin ich doch bereit einiges zu zahlen. Entsprechend mache ich das jetzt einfach auf eigene Faust weiter und informiere mich halt sehr umfassend. Gleichzeitig werde ich immer mal wieder bei Gyns anrufen und gucken, ob die überhaupt jemanden aufnehmen, denn langfristig möchte ich gerne bei einer Gyn sein, die von der Wirkung von bioidentischen Hormonen überzeugt ist. Ich bin mir sicher, das bekomme ich hin, bis es sinnvoll ist, das Östrogen zu subsituieren.
Man kann auch bei den Hausärzten anklopfen - da es ja sowieso selbst gezahlt wird, kann es denen eigentlich ziemlich egal sein. Das wird auch der Grund sein, weshalb es genug Teleärzt*innen gibt, die sich darauf spezialisiert haben, dieses Rezept auszustellen. Auch das kostet natürlich etwas Geld.
Möglich ist es jedenfalls, auch wenn ich natürlich uns allen wünsche, dass es einfacher wäre - in Irland haben sie die Hormone nun frei verfügbar gemacht. Vielleicht bekommt das Deutschland ja auch irgendwann hin.
Edit: Ach ja, die Gyn hatte mir aber super unproblematisch die Vulva-Östrogencreme verschrieben, weil sie sonst für das Jucken an der Vulva nur noch Deumavan als Vorschlag hatte und ich das nicht nehmen wollte. (Da hat sie aber z.B. auch keinen Abstrich genommen, um doch mal anderes auszuschließen - ich meine, ich wusste, es ist nichts anderes, weil ich meine Vulva so gut kenne, aber es ist schon ein bisschen absurd.)
Noch ein Edit: Ich finde halt: Wenn man die Sachen sowieso selbst zahlen muss, welches Recht haben die Ärzt*innen, nein dazu zu sagen?
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Autorin, freie Mitarbeiterin bei Kulmine und Nfp-Beraterin ~Marktplatzseite u.a. mit Infos zu meinem Buch "Lin und das Geheimnis des Zyklus" - ein Buch für Mädchen zur Menarche. :)